Finally: Evaluation des Gesetzes für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in Führungspositionen auf Kabinettssitzung der Bundesregierung im Bundeskanzleramt am 16. August 2017 - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Public Affairs



AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 17.08.2017


Finally: Evaluation des Gesetzes für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in Führungspositionen auf Kabinettssitzung der Bundesregierung im Bundeskanzleramt am 16. August 2017
AVIVA-Redaktion

"WEIL DIE QUOTE WIRKT". Pro Quote Regie ist erfreut, dass die 30% Quote für Frauen in den Aufsichtsräten greift und begrüßt ausdrücklich das politische Ziel eines "Kulturwandels". Gleichzeitig veröffentlicht das Netzwerk Forderungen zur Umsetzung und analysiert Ergebnisse diverser Studien zum Thema.




Es zeigt sich, dass die Quote exakt da wirkt, wo sie gesetzlich verankert ist und der Bund Einfluss nehmen kann. Ohne diese Maßnahme geschieht so gut wie nichts. 70% der börsennotierten Unternehmen, deren Wandel auf Selbstverpflichtung beruht, schreiben sich für ihre mächtigen Vorstände bis heute eine 0% Frauenquote auf die Agenda.

"Das ist unökonomisch und geschieht gegen alle branchenübergreifende Erkenntnisse der Wissenschaft," sagt Margrét Rún von Pro Quote Regie.
"Forscher des Peterson Instituts for International Economics in Washington wiesen in der bislang größten Studie zum Thema in 91 Ländern im Jahr 2016 nach, dass ein um 30 Prozent höherer Frauenanteil in der Chefetage mit einem um 15 Prozent erhöhten Netto-Umsatz einhergeht. Wissenschaftler der Norwegian Business School untersuchten Persönlichkeitsmerkmale von 2900 Führungskräften. Sie definierten fünf Charakterzüge für gutes Management: Emotionale Stabilität, Extrovertiertheit, Offenheit, Geselligkeit, Gewissenhaftigkeit. Die Managerinnen kamen im Durchschnitt in vier der fünf Kategorien auf bessere Ergebnisse als ihre männlichen Kollegen," so Rún.

Die Studie der Universität Rostock von 2017 im Auftrag der deutschen Filmförderanstalt FFA, ARD und ZDF belegt die geschlechtsspezifischen Vorurteilsmuster bei der Vergabe von Aufträgen und Geldern in der Film/-TV-Branche. Die BKM-Studie "Frauen in Kultur und Medien" von 2016 weist nach, dass Frauen im Kulturbereich trotz gleicher Qualifizierung nur einen Bruchteil dessen verdienen, was ihre Kollegen im Durchschnitt einnehmen.

Diese Zahlen decken sich wiederum mit dem aktuellen Gleichstellungsbericht der Bundesregierung, der sämtliche Branchen in den Blick nimmt.
Fazit: Frauen sind mindestens so zahlreich und gut ausgebildet wie Männer, besetzen aber nur maximal 20% der Entscheidungspositionen, verdienen vergleichsweise mindestens 20% weniger als Männer, tragen den Hauptteil der Familienarbeit und sind in höchstem Maß von Altersarmut bedroht.

"Allein aus diesen Gründen ist ein Kulturwandel dringend nötig. Gesellschaftliche Rollenzuschreibungen aus dem 19. Jahrhundert haben 2017 definitiv ausgedient," erklärt Barbara Rohm, Vorstand von Pro Quote Regie.

Die Forderungen von Pro Quote Regie

WEIL die Quote wirkt, sobald sie gesetzlich festgeschrieben ist,
WEIL sämtliche Studien die grundsätzliche Schieflage in der deutschen Kultur- und Medienbranche nachgewiesen und analysiert haben,
WEIL sämtliche Studien bescheinigen, dass vergleichbare Voraussetzungen oder Eigenschaften geschlechtsspezifisch unterschiedlich gewertet werden,
WEIL alle wissenschaftlichen Studien geschlechtergemischten Führungsteams größeren Erfolg bescheinigen,
WEIL wir kein Erkenntnis- sondern ein Umsetzungsproblem haben, fordert Pro Quote Regie noch in diesem Jahr eine 30% Quote, bis 2019 eine 44% Quote (weil das dem Anteil der Regieabsolventinnen an den Filmhochschulen entspricht) und bis spätestens 2024 eine 50% Quote die Vergabe von Regieaufträgen im Fernseh- und Filmbereich.
Pro Quote Regie fordert zur Qualitätskontrolle und Messbarkeit, dass sowohl die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender als auch die Filmförderanstalten des Bundes und der Länder jährliche Gendermonitorings durchführen.

Ohne eine verbindliche Quote für die kreativen Schlüsselpositionen – das zeigen die vorliegenden Ergebnisse aus der Wirtschaft - wird sich auch in der Film- und Fernsehbranche weder vor noch hinter der Kamera etwas ändern.

Die gesetzliche QUOTE ist das einzige und schnell wirksame Instrument, um die gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe auf allen Ebenen zu verwirklichen. Das ist Verfassungsauftrag und Grundbedingung der Demokratie. Das muss die Politik jetzt konsequent umsetzen.

Mehr Informationen unter:

Pro Quote Regie: www.proquote-regie.de und www.facebook.com/proquoteregie

www.berlinererklaerung.de

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Quelle: Pressemitteilung zur Kabinettssitzung der Bundesregierung am 16.08.2017 im Bundeskanzleramt: Evaluation des Gesetzes für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in Führungspositionen. Berlin, 16.08.2017


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